Selbstverständlich nutzt das allerschönste Gewerbegebiet nichts, wenn man nicht hinkommt. Über das wie und wo haben sich die Planer natürlich schon Gedanken Gemacht…
Die Sache mit der Menge.
Zunächst ist die Menge des Verkehrs von der Anzahl der Beschäftigten abhängig. Schon hier beginnt ein sehr wackeliges Zahlenspiel der Planer. Sie gehen im Verkehrsgutachten von 3000 Arbeitnehmern im Campus Schorn aus.
Allein diese sehr vorsichtige Schätzung führt zu einer VERDOPPELUNG des Verkehrs in Wangen. Um diesen Massen Herr zu werden empfiehlt das Verkehrsplaner die Bestehende Kreuzung in Wangen mit einer Ampelanlage auszustatten. Ebenso wird eine Ampel für die dann extrem belastete Anschlussstelle Schäftlarn dringend empfohlen.
Legt man jedoch den durchschnittlichen Schlüssel von 50 m² pro Arbeitnehmer an kommen wir schon auf 7200 Arbeitnehmer.
Das heißt Sie, lieber Leser, dürfen die folgenden Zahlen verdoppeln
Die Zufahrtsmöglichkeiten
Am Anfang der Planungen ist die Stadt Starnberg noch davon ausgegangen dass das Gewerbegebiet mit einem Vollanschluss an die A95 angebunden wird. Wie sich jedoch im weiteren Verfahren herausstellte ist dies aufgrund der Nähe zum Autobahndreieck nicht möglich. Die einzige Anbindung an die Autobahn ist der Halbanschluss. Doch was genau verbirgt sich dahinter?
Der Halbanschluss ist eine Abfahrtsmöglichkeit von der A952 (von Starnberg kommend, Richtung München) und eine Auffahrtsmöglichkeit auf die A95 Richtung München.
Die Fahrzeuge aus allen anderen Richtungen müssen über die Olympiastraße in Wangen fahren um die Kreuzungssituation in Wangen zu entschärfen empfehlen die Planer eine Ampelanlage.
Also, pack ma´s! Wir fahren zum Campus Schorn:
A95, Fahrtrichtung München – Campus Schorn
Wir verlassen die Autobahn bei der Anschlussstelle Schäftlarn. Da es keine Verbindung über das bestehende Gewerbegebiet Schorn gibt fahren wir über Neufahrn und Fercha nach Wangen. Wenn die Ampel grün wird biegen wir rechts auf die Olympiastraße und weiter über Oberdill in das Gewerbegebiet. Zusammen mit 1700 Fahrzeugen pro Tag in diese Richtung
A95, Fahrtrichtung Garmisch – Campus Schorn
Dazu verlassen wir die Autobahn am bisherigen Parkplatz, der nach dem Willen der Planer zu einer Ausfahrt ausgebaut werden soll. Hierzu fehlt allerdings bis jetzt eine Zusage der Zuständigen Stellen. Nach verlassen der Autobahn biegen wir rechts ab, folgen der Olympiastraße um ebenfalls durch die Unterführung über Oberdill ins Gewerbegebiet zu kommen. Hier haben wir an einem Tag 2100 Fahrzeuge die mit uns die Autobahn verlassen
A952, Fahrtrichtung München – Campus Schorn
Jetzt kommen wir aus Starnberg und sind die EINZIGEN die den Campus Schor direkt über die Autobahn erreichen. Dies geschieht über den oben erwähnten Halbanschluss. Dieser zweigt vom Zubringer direkt in das Gewerbegebiet ab. Jedoch nur auf dem Hinweg!
Der Rest – Campus Schorn
Hier ist´s wie immer, ob über Gauting und Leutstetten, Berg und Percha oder Icking und Schäftlarn, wir finden einen Weg, und der führt auch über Wangen. Laut den Planern sind wir da ja fast einsam. Aber keine Angst, spätestens in Wangen ist Schluss mit der Einsamkeit. Schließlich rollen pro Tag 4600 Fahrzeuge durch die Olympiastraße
Es ist Feierabend und wir treten die Heimreise an.
Nachdem eine Auffahrt über den Parkplatz an der A95 nicht möglich ist bleiben uns nur folgende Alternativen:
Campus Schorn – A95 Richtung München
Jackpot, hier fahren wir und weitere 2100 Fahrzeuge über den Halbanschluss auf die A95 in Richtung München und blicken mitleidig auf den Rest unserer Arbeitskollegen die Feierabendstau stecken.
Campus Schorn – A95 Richtung Garmisch
Wir verlassen den Campus über Oberdill, durch die Unterführung und auf die Olympiastraße nach Wangen. Hier stehen wir zusammen mit dem MIS Bussen und den Kollegen die Richtung Starnberg fahren an der Ampelkreuzung Wangen und warten dass wir links nach Fercha und Neufahrn abbiegen können um zur Anschlussstelle Schäftlarn zu kommen. Wie die anderen 1800 Fahrzeuge an diesem Tag
Campus Schorn – Starnberg / Percha / Berg / Söcking / Weilheim / Gilching …….
So problemlos unser Hinweg auch war, irgendwie müssen wir zurück. Gemeinsam mit unseren Kollegen die in Richtung Garmisch / Schäftlarn müssen quälen wir uns auch in Wangen über die Kreuzung, allerdings geradeaus in Richtung Buchhof / Percha wo uns die nächste Ampel erwartet. Auch hier sind wir mit Sicherheit nicht alleine, denn zu unseren vielen Arbeitskollegen kommt noch der Abholverkehr der MIS. Insgesamt gehen die Planer hier von 4200 Fahrzeugen pro Tag aus. Bei diesen Zahlen ist die Abfahrt Buchhof eingerechnet. Nachdem Sie ja nicht realisiert wird sind es also 5000 Fahrzeuge pro Tag
Campus Schorn – Schleichwege
Staustehen ist was für die anderen, wir fahren über Leutstetten! Das ist nämlich der einzige Weg das Chaos in Wangen zu umfahren. Die Planer gehen hier von 1200 Fahrzeugen pro Tag aus.
Oh, ein kleines Detail hätten wir fast vergessen: Die Wangener die bis jetzt die Auffahrt in Oberdill in Richtung München genutzt haben müssen sich etwas einfallen lassen, denn die Auffahrtspur wird entfallen da es ja den Halbanschluss in Richtung München gibt. Im Hinblick auf eine Verkehrsberuhigung im Campus Schorn ist die Durchfahrt allerdings nicht vorgesehen.
„Das können die doch nicht ernst meinen ?!?“ Doch! Fragen Sie doch mal den Stadtrat Ihres Vertrauens nach den Verkehrsplanungen zum Campus Schorn. Darauf hat er Zugriff. In dem angeblich über 40 seitigen Dokument das nicht für die Augen der Öffentlichkeit bestimmt ist finden sich die Zahlen.
Allerdings wie eingangs erwähnt basierend auf 3000 Arbeitnehmern von denen 1500 aus München kommen sollen. Selbst das Landratsamt Starnberg geht in seinen Schätzungen von XXXXX Arbeitsplätzen aus.
Eine Limitierung auf 3000 Arbeitsplätze ist aber auch nirgends festgeschrieben und natürlich auch von Seiten der Investoren auf keinen Fall gewollt.
Aber was ein echter Planer ist hat auch hier noch ein Ass im Ärmel:
Auf der Stadtratssitzung vom 27.01.2021 wurde der „Modular Split“ vorgestellt. Nur 50 % der Arbeitnehmer kommen nämlich mit dem Auto. Der Rest verteilt sich auf Bus (30%) und Fahrrad (20%)
Gerne hätten wir an dieser Stelle en paar höchst interessante Bilder angefügt die wir bei der Stadtratssitzung von der Präsentation gemacht haben. Leider dürfen wir diese aber nicht online stellen, daher eine kurze Beschreibung des Inhalts:
Auf der Folie zum Mobilitätskonzept das den Stadträten präsentiert wurde reicht der Kartenausschnitt nicht mal bis Wangen. Ein Schelm der Böses dabei denkt, schließlich kann man ja nicht mal erkennen wie der Verkehr durch die angrenzenden Orte fließt. Oben rechts sah man den „Modular Split“ der die 30% Busfahrer und 20% Windundwetter-Radler ausweißt.
Nächstes Bild: Die 3000 Beschäftigten sind nur aus dem Verkehrsgutachten übernommen. Wie man in der Präsentation sehen kann muss dies aber noch im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit überprüft werden. Das heißt wenn es sich mit 3000 Beschäftigten nicht rechnet können es locker mehr werden. Es soll dann über Städtebauliche Verträge geregelt werden wie viele Stellplätze, Arbeitnehmer u.s.w es werden sollen. Die Städtebaulichen Verträge sind übrigens noch nicht geschlossen, aber deren voraussichtlicher Inhalt auch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
Zur nächsten „grünen“ Folie: Was hier gezeigt wurde kann man getrost unter dem Überbegriff greenwashing zusammenfassen. Gebäude mit begrünter Fassade, Schlagworte wie Bikesharing, grüner Straßenraum oder 20% E-Mobilität vermitteln ein Gefühl als ob die bedrohten Arten aus dem Bannwald schon Schlange stehen um endlich Ihr neues, ökologisch einwandfreies, nachhaltiges Quartier beziehen zu dürfen.
Und als Krönung präsentiert man.. Tadaaa, eine folie mit dem ominösen Halbanschluss. Toll alles so schön über die Autobahn erreichbar. Leider mit der klitzekleinen Einschränkung das die gezeigten und Farblich markierten Auf- und Abfahrten laut Autobahnamt zum teil gar nicht zur Verfügung stehen. Auch das der Halbanschluss lediglich zum Auffahren Richtung München ist wohl im Eifer des Gefechts untergegangen. Auch auf dieser Folie ist Wangen nicht zu sehen. Liegt es vielleicht daran dass im direkten vergleich die monströsen Ausmaße sichtar wären?